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Unser heutiger Streifzug über die Insel führt uns auf die Halbinsel Jasmund, genauer nach Sassnitz - allerdings wollen wir uns zu den Ursprüngen von Sassnitz bewegen. Steht der Name heute auch für die vielen im letzten Jahrhundert aufgesogenen Ortsteile, wie Crampas, Lanken, Dwasieden oder Mukran, so ist es doch wichtig, die Wurzeln etwas genauer zu betrachten, um eine Einordnung zu ermöglichen.

Wer mit dem Zug oder dem Auto nach Sassnitz reist, passiert zunächst das ehemalige Crampas. Dieser Flecken, ein Bauerndorf, befand sich vor weit über hundert Jahren noch östlich von Sassnitz. Dort kreuzten sich damals die Wege von Lanken sowie von Mucran über Dwasieden, welcher zunächst über einen stark gelichteten Wald und dann durch eine Schlucht des Tribber Bachs führte. Die Zuwegung mündete in einem Weg von Westen nach Osten. Dabei ging es vorbei an den Crampasser Bergen, die noch heute mit ihren steilen weißen Formationen an die Zeit des bis etwa in die Mitte des letzten Jahrhunderts erfolgten Kreidetagebaus erinnern.


An der Bergstraße angekommen, zeichnet sich noch immer die einstige Uferschlucht des Steinbachs ab und: Und hier nun befand sich also früher das Fischerdorf Sassnitz. Von Zeitzeugen wurde es als eng und unfrei beschrieben, eingeklemmt in der Liete und vielleicht sogar etwas versteckt. Denn: Abzeichnen tat es sich der Ort erst kurz vor seinem Erreichen. Heute, wo der Steinbach verrohrt, und die Schlucht durch Häuser mit Balkonen, Pflaster und Treppen geprägt ist, lässt sich dies allerdings kaum noch vorstellen. Darum schließen wir die Augen und stellen uns strohgedeckte Lehmkaten und unbefestigte Wege vor, die das Ortsbild prägten. Hilfe dazu gibt vielleicht das in der Karlstraße noch stehende alte Fachwerkhaus. 


Was wissen wir aus jener Zeit? Nun, der Ort war schon damals terrassenartig angelegt. Betrachter erinnerten sich dabei eher an ein Gebirgsdorf. Und schaute man schon damals aus den Häusern auf die See? Nein. Der Ausblick galt eher dem Bach. Ende des 19. Jahrhunderts wird er als milchig und weiß eingetrübt beschrieben. Ursache dafür soll der Eintrag von Kreide gewesen sein. Diese wurde in der Kreidefabrik vom Wasser des Steinbachs gereinigt oder besser "geschlemmt". Während das Wasser des Steinbaches also durch Kasten strömt, setzt sich die gemahlener Kreide am Boden ab. Doch sowohl Wasser als auch Kreide finden ihren Weg zur See. Der Steinbach an der heute noch vorhandenen Mündung und die geschlemmte Kreide wurde in Tonnen zum Ufer gebracht, um verschifft zu werden. Nur was nicht zum Versand fand, landete auch an den Wänden der Häuser des Fischerdorfes.


Die Veränderungen hielten sich für die Fischer lange in Grenzen. Im 17. Jahrhundert sind für Sassnitz 12 Katen aktenkundig. Was die Bewohner angeht, sind uns noch heute die Namen bekannt. Neben dem Schulzen Böttcher lebten die Fischer Seegert, Heinrich Borgwardt (sen.), Heinrich Borgwardt (jun.), Niclas Borgwardt, Falk, Hahlbeck, Stubbe, Mathias Kruse, Johann Kruse, Hauer, Rothiptak, Koch, Rogge, Käning in Sassnitz. Zeitzeugen beschrieben sie als genügsam und merkten an, dass sie sich nur schwerlich aus der Ruhe bringen liessen. 


Zu den Gehöften der Familien sollen damals etwa 2 Morgen Acker gehört haben. Außerdem hatte das Fischerdorf das Hütungsrecht über etwa 20 Rinder. Daneben hatten die Sassnitzer nach altem Recht (Observanz) 7 Klaster Buchenscheite in der Stubnitz für das Kloster Bergen bzw. den Landrat zu schlagen. Über "Wilde Bäume", also Wald, verfügte das Dorf jedoch nicht. Stattdessen gab es Buschwerk am Strande. Noch etwas sollte Erwähnung finden: Saßnitz hatte das Recht bei Strandungen zwischen der Brisnitzer Beek bis Crampas die Bergung, Wache und Aufsicht zu führen...


Wenn man einigen Chronisten glauben darf, betrat im Jahre 1824 der erste Badegast das kleine Fischerdorf. In jenem Sommer wird der Schlesier Friedrich Schleiermacher mit seiner Familie verzeichnet. Der bestens vernetzte Theologe, Philosoph und langjährige Vorsitzende bzw. "Zwingherr" der "Gesetzlosen Gesellschaft zu Berlin" - einem Gesellschaftsclub mit zahlreichen prominenten Persönlichkeiten der geistigen, künstlerischen und militärischen Elite Preußens - zog dann einige Gäste nach, so dass es nicht verwundert, dass schon bald Namen wie Theodor Fontane oder Johannes Brahms in den Gästelisten auftauchten.


Infrastrukturelle Entwicklungen wie der Chausseebau nach Sassnitz, die Anbindung der Insel durch die Stettiner Reederei J. F. Bräunlich und schließlich der Bau einer Eisenbahnlinie sowie die Einrichtung eines Postdampferverkehrs nach Schweden werden schon bald einher gehen mit der Herausbildung des Fremdenverkehrs. Doch wie war es zuvor? Nicht so einfach! - möchte man sagen. Für eine Nacht wurde dies von den Fischern kaum als lohnend empfunden und sie standen damals auch noch in keine Abhängigkeiten. Abweisungen waren daher nicht ungewöhnlich und an der Tagesordnung. 


Das änderte sich allerdings schon bald. Ende der 1860er Jahre wurde mit dem "Hotel zum Fahrnberg" eines der ersten Hotels errichtet. Es wurde in einiger Entfernung zur Schlucht des Steinbachs erbaut und erfreute sich schon bald einiger Beliebtheit. Heute lässt sich der Standort allerdings nur noch an einer Findlingsmauer auf dem Weg zum ehemaligen Heimattiergarten ausmachen. Hier also weilten im Jahre 1876 der bereits erwähnte Musiker Johannes Brahms und 1884 der zuvor genannte Schriftsteller Theodor Fontane als Gast. Die Insel verewigte der Schriftsteller in seinem Roman "Effi Briest"...


Doch die eigentliche Entwicklung steht Sassnitz zu jener Zeit noch bevor: Kurz darauf wurde der Hafen gebaut, Sassnitz und Crampas vereinigt und die Epoche des Kreideheilbades brach an. Die Betrachtung von Crampas, Lanken oder Dwasieden soll jedoch weiteren Streifzügen vorbehalten bleiben. 

Wer etwas Anregung für seinen nächsten Ausflug erhalten hat, dem seien noch die Seiten der Sassnitzer Hausgeister empfohlen.



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